Mit einer Staudammerhöhung auf der Göscheneralp kann zwar nur geringfügig mehr Energie produziert werden, die Produktion liesse sich aber dank des grösseren Speichervolumens verstärkt in die Wintermonate verschieben. Die Kraftwerk Göschenen AG startet deshalb ein Vorprojekt, um die technischen, ökologischen, rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Aspekte einer Dammerhöhung um 15 Meter im Detail zu prüfen.
Die Kraftwerk Göschenen AG (KWG) hat unter der Führung von CKW in Zusammenarbeit mit Experten von Axpo, SBB sowie externen Dienstleistern eine Studie erarbeiten lassen, welche die Umsetzbarkeit einer Dammerhöhung um 8, 10 oder 15 Meter beurteilt. Dabei wurden Aspekte wie Technik, Umwelt, Recht, Politik und Wirtschaftlichkeit in die Betrachtung miteinbezogen.
«Aus wirtschaftlicher Sicht steht die 15-Meter-Variante für eine vertiefte Prüfung im Vordergrund», sagt Thomas Reithofer, Verwaltungsratspräsident von KWG und ergänzt: «Selbst unter Berücksichtigung einer Förderung von 60 Prozent der anrechenbaren Investitionen bleibt das Projekt aber wirtschaftlich äusserst herausfordernd. Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung des Projekts sind nebst den Investitionsbeiträgen auch eine verbindliche Restwertvereinbarung mit den Konzessionsgebern sowie eine Anpassung der Unterliegerbeiträge der Kraftwerke Wassen und Amsteg. Diese beiden Unterliegerkraftwerke würden von einer Dammerhöhung und Verlagerung der Produktion in die Wintermonate ebenfalls profitieren.»
Vorprojekt beleuchtet zahlreiche Aspekte
KWG unterstützt die Idee der Dammerhöhung, sofern die technische und wirtschaftliche Machbarkeit nachgewiesen werden kann. Das nun startende Vorprojekt wird weitere Aufschlüsse über die konkrete Machbarkeit geben. Dabei werden unter anderem Aspekte zur Ökologie und Ersatzmassnahmen, zur Restwertvereinbarung sowie zur Verfahrensklärung erarbeitet.
Weiter untersucht KWG im Vorprojekt zahlreiche technische Aspekte. So unter anderem die möglichen Auswirkungen und Massnahmen gegen Verlandungen aufgrund von Rückstau in den Wasserzuleitungen Voralp und Tiefenbach, die Prüfung der Funktions- und Tragsicherheit entlang des Triebwasserweges sowie eine Variantenstudie für die nötigen Anpassungen am Wasserschloss.
Wichtiger Beitrag zur Winterstromversorgung
Die Erhöhung des Staudamms Göscheneralp ist eines der 15 prioritär zu realisierenden Projekte der Abschlusserklärung des runden Tischs Wasserkraft. Auf Einladung der damaligen Bundesrätin Simonetta Sommaruga haben Vertreterinnen und Vertreter wichtiger Akteure im Bereich der Wasserkraft – inklusive Umweltverbände – am 13. Dezember 2021 eine gemeinsame Erklärung zum Ausbau der Wasserkraft unterzeichnet.
Mit der Dammerhöhung würde KWG nur geringfügig mehr Energie produzieren. Die Produktion könnte aber verstärkt vom Sommer- ins Winterhalbjahr verschoben werden. Denn dank dem grösseren Stausee kann mehr Wasser für den Winter gespeichert werden – Wasser, das heute schon im Sommer zur Produktion gebraucht werden muss, weil der Stausee ansonsten voll wäre. Die Dammerhöhung würde somit direkt die Versorgungssicherheit der Schweiz im Winter stärken. Das ist dringend nötig, denn die Winterlücke wird unter anderem durch den Wegfall der Kernkraftwerke massiv grösser, und es zeichnen sich künftig grosse Engpässe ab.
Konkret würde sich mit der Dammerhöhung um 15 Meter der Speicherinhalt des Göscheneralpsees um 28 Prozent vergrössern. Es könnte eine Winterumlagerung von rund 60 GWh in der gesamten Reusskaskade erzielt werden.
«Mit dem Vorprojekt wollen wir eine Basis legen, um einen fundierten Entscheid für die Erhöhung des Dammes auf der Göscheneralp treffen zu können», sagt Thomas Reithofer.
Frühester Baustart wäre 2026, KWG rechnet mit einer Bauzeit von vier bis fünf Jahren.
Bildlegende:
Die Kraftwerk Göschenen AG startet ein Vorprojekt, um die technischen, ökologischen, rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Aspekte einer Dammerhöhung um 15 Meter im Detail zu prüfen.