Zehn Jahre Lutersarni – zehn Jahre Windstrom 

31. August 2023|Lesezeit: 8 min

Im Entlebuch beim Hof Lutersarni drehen die Windrad-Rotoren seit nun zehn Jahren ihre Runden und produzieren zuverlässig Strom – mehr als ursprünglich erwartet. Tier und Mensch leben hier in Einklang mit der Natur und mit dem Windrad. 

Text: Christoph Hug|Bilder: Christian Betschart

Auf meiner Feld-, Wald- und Wiesenwanderung im Entlebuch mache ich einen Abstecher zum Pferdehof Lutersarni. Hier bewirtschaften Kurt und Maja Reinhard den Hof mit rund 50 Pferden, einigen wenigen Kühen mit ihren Kälbern und Sömmerungs-Rindern nun seit 20 Jahren. Gerade halb so lange steht das Windrad auf der Anhöhe Lutersarni, direkt in der Fohlenweide und nur 250 Meter vom Hof entfernt.

Ein Wahrzeichen für Entlebuch

Bei der Inbetriebnahme vor zehn Jahren machte Gemeinderat Robert Vogel das Windrad zum neuen Wahrzeichen von Entlebuch. «Lutersarni ist auch heute noch ein wichtiges Wahrzeichen von Entlebuch», bestätigt Robert Vogel auf Nachfrage. «Es ist ein weitherum sichtbares Zeichen für die Gemeinde Entlebuch, die mit Stolz das Label Energiestadt Gold als eine von nur drei Gemeinden im Kanton Luzern trägt», erklärt er weiter.  

Die Stimmung im Entlebuch gegenüber Windrädern nimmt er als sehr unterstützend wahr. «Das hat viel mit den positiven Erfahrungen zu tun. Die drei in Betrieb stehenden Windräder haben Vertrauen und Sicherheit in die Windenergie gegeben», erklärt der langjährige Gemeinderat.

«Die drei Windräder haben Vertrauen und Sicherheit in die Windenergie gegeben. »

Robert Vogel

Gemeinderat Entlebuch

Keine Probleme beim Zusammenleben 

Für die Familie von Maja und Kurt Reinhard ist das Leben mit dem Windrad inzwischen ganz normal. «Direkt nach dem Bau des Windrads kamen viele Schaulustige und stellten Fragen zum Windrad. Das hat sich aber rasch gelegt, und wir konnten wieder wie gewohnt arbeiten», berichtet der gelernte Landwirt und Betriebsleiter Kurt Reinhard.

Pferde haben sich an das Windrad gewöhnt 

Auch die Pferde auf der Weide hätten sich damals innert kurzer Zeit an das Windrad gewöhnt. «Fohlen, die zur Aufzucht auf den Pferdehof kommen, reagieren nicht speziell auf das Windrad, es gehört einfach zur neuen Umgebung», erklärt Kurt Reinhard.  

Dass sich die Fohlen nicht für den «Turm» in ihrer Weidemitte interessieren, zeigt sich sehr schön an deren Verhalten. Sie grasen direkt neben dem Windrad, traben verspielt auf der Weide oder verfolgen sich auch mal kurz im wilden Galopp – ein schönes Fohlenleben!

Familie Reinhard mit zwei Pferden und einem Hund.  

Windrad praktisch nicht hörbar

Auch die Wildtiere reagieren anscheinend nicht auf das Windrad. «Wir haben bisher noch keine toten Vögel beim Windrad auflesen müssen, obwohl auch zahlreiche Milane in der Umgebung zu Hause sind. Sie umfliegen das Windrad einfach, teilweise sogar in geringem Abstand», erzählt Maja Reinhard, Betriebsleiterin.

Die gelernte Sportartikelverkäuferin erwähnt auch, dass das Windrad praktisch nicht hörbar ist: «Eigentlich nur bei starkem Wind. Aber auch dann gehen die Rotorengeräusche fast im übrigen Umgebungsrauschen unter.»

Windturbine Lutersarni mit Ausblick in die Ferne. 

Daten zum Windrad Lutersarni

Anlagetyp:Enercon E-82
Nabenhöhe / Gesamthöhe:79 m / 120 m 
Rotorlänge:41 m 
Durchmesser Turm am Boden:4,3 m 
Installierte Leistung:2’300 kW
Investitionskosten:CHF 5 Mio.
Inbetriebnahme:Oktober 2013

Einfachere Bewirtschaftung dank Zufahrtsstrasse

Das Land rund um das Windrad konnte schon kurz nach dem Bau wieder normal bewirtschaftet werden. «Im Normalfall machen wir im Frühsommer einen ersten Schnitt. Anschliessend lassen wir die Fohlen auf die Weide. Das ist deren Revier. Hier können sie sich so richtig austoben, so wie es Jungtiere eben gerne machen», sagt Pferdefachmann Kurt Reinhard. Ein weiterer Vorteil: Dank der Zufahrtsstrasse zum Windrad ist die Bewirtschaftung etwas einfacher als früher.

Erneuerbare Energiequellen einfacher realisieren

Im Gespräch spürt man die positive Einstellung von Maja und Kurt Reinhard gegenüber erneuerbaren Energiequellen. Schliesslich produziert seit 2012 auch eine Photovoltaikanlage auf ihrem Hof Strom. «Wir können nicht nachvollziehen, weshalb neue Wind- und Wasserkraftwerke nicht einfacher gebaut werden können. Die Auflagen und Einsprachemöglichkeiten könnten durchaus wieder auf ein sinnvolles Mass reduziert werden», erwähnen Maja und Kurt Reinhard, bevor ich mich verabschiede und weiterwandere.  

Mein Weg führt mich weiter über die Alpiliegg und die Wissenegg zurück nach Finsterwald. Das majestätische Windrad Lutersarni kann ich dabei noch einige Male aus verschiedenen Perspektiven betrachten.

Drei Fragen und Antworten 
zum Windkraftwerk Lutersarni 

Windkraft ergänzt die Solar- und Wasserenergie in der Schweiz ideal. Zwei Drittel der Jahresmenge produziert das Windkraftwerk Lutersarni im Winterhalbjahr, wenn in Flüssen weniger Wasser fliesst und die Sonne weniger häufig scheint.

Durchschnittliche Stromproduktion (2013 bis 2022) für CKW-Kundinnen und -Kunden: 2,85 Mio. kWh Naturstrom pro Jahr, 20 Prozent über der erwarteten Produktionsmenge. Damit deckt es den Jahresverbrauch von rund 630 durchschnittlichen Vierpersonenhaushalten. 

Die Produktion startet bei 10 km/h. Dies entspricht einer leichten Brise, bei der Blätter rascheln und der Wind im Gesicht spürbar ist. Sie stoppt bei über 100 km/h. Dies entspricht einem schweren Sturm, bei dem Gartenmöbel weggeweht und Bäume entwurzelt werden.

Lutersarni im Überblick

Windrad Lutersarni

Im Entlebuch, auf 1'107 Meter über Meer auf der Anhöhe beim Hof Lutersarni, drehen die bisher einzigen Windrad-Rotoren für CKW. Sie produzieren seit Oktober 2013 zuverlässig Strom.