Nachwuchs gesucht für die Energiezukunft
22. August 2023|Lesezeit: 8 min
Mit den neuen Berufslehren Solarinstallateurin und Solarinstallateur EFZ sowie Solarmonteurin und Solarmonteur EBA ab Sommer 2024 wird die Grundbildung in der Solarbranche erstmals auf eine solide Basis gestellt. Der Schnupperlernende Lino gibt Einblick in seine Erfahrungen.
Für Lino beginnt der Tag heute um 7 Uhr. Es ist der zweite Tag seiner Schnupperlehre als Solarinstallateur bei CKW. Herzlich wird er von Samuel, Installateur und Servicetechniker, begrüsst. Zusammen mit Bahar, gelernte Montage-Elektrikerin, bereitet er das Material für die heutige Montage vor. Als alles verstaut ist, machen sich die drei auf den Weg nach Kriens, wo die Installation von Solarpanels auf dem Dach eines Industrieunternehmens ansteht.
Actionreicher Alltag
Nachdem Samuel den Auftrag erklärt hat, packt Lino mit an. Es gilt zunächst, das ganze Material auf das Dach zu befördern. Die Sicherheitsvorkehrungen kennt Lino bereits. Das Material zu stemmen ist kein Problem für Lino. Pläne zu lesen, fällt ihm jedoch noch schwer. Der Plan zeigt, wie die Module angeordnet und miteinander verbunden werden müssen. Doch zuerst müssen die Kabel verlegt und an der Unterkonstruktion befestigt werden. Danach beginnt das Team mit der Montage der Module. «Wenn wir fertig sind, schliessen wir den Wechselrichter an», erklärt Samuel. Dieser wandelt den Gleichstrom, den die Solaranlage produziert, in Wechselstrom um, der für die Nutzung im Gebäude und für die Einspeisung ins Niederspannungsnetz benötigt wird.
Um 16 Uhr ist Feierabend. «Das frühe Aufstehen ist gewöhnungsbedürftig, aber es ist auch toll, so früh Feierabend zu haben.» Nach diesen beiden ereignisreichen Tage kann sich Lino gut vorstellen, die Lehre als Solarinstallateur zu absolvieren.
Sinnvoller Beruf für Outdoor-Liebhaberinnen und Liebhaber
«Wer sich für eine Solarlehre entscheidet, kann davon ausgehen, immer eine Anstellung zu finden», sagt Jürg Ehliger. Besonders geeignet ist der Beruf für junge Menschen, die gerne draussen aktiv sind und weder Sonne noch Wind und Höhe scheuen. Die CKW wird 2024 voraussichtlich 6 bis 10 Lehrstellen anbieten. Lernende können sich auf eine gute Betreuung und auf Weiterentwicklungsmöglichkeiten freuen. «Unser Ziel ist, die Lernenden nach ihrer Ausbildung weiter zu beschäftigen und wir fördern auch den Aufstieg innerhalb des Unternehmens», sagt Ehliger.
Vielfältige Aufgaben
«Bei diesem Beruf ist man viel unterwegs», erzählt Bahar. «Mir gefällt die Abwechslung: Diese Woche sind wir hier auf dem Industriegebäude, nächste Woche wieder auf der Baustelle eines Mehrfamilienhauses. Die Tätigkeiten sind ähnlich, aber kein Tag gleicht dem anderen.»
Im Solar-Team ist Bahar die einzige Frau – dabei soll es aber hoffentlich nicht bleiben: «Ich kann den Beruf anderen Frauen sehr empfehlen. Er hält fit, ist aber nicht so anstrengend wie andere handwerkliche Berufe. Man ist draussen, arbeitet im Team und es ist ein gutes Gefühl, wenn man abends sieht, was man geleistet hat.»
Fachkräftemangel entschärfen
Die Solarbranche leidet unter dem Fachkräftemangel. Einer der Hauptgründe ist, dass es bisher keine berufliche Grundbildung gab. Es ist eine Branche von Quereinsteigern. Um die ambitionierten Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen, muss sich etwas tun. «Die Personalsituation hindert uns am Wachstum», gibt Jürg Ehliger, Leiter Berufsbildung bei CKW, zu bedenken. «Deshalb sind wir enorm froh, dass es ab Sommer 2024 endlich eine Berufslehre gibt.»