Andelko Suker: «Wir leisten Pionierarbeit»

13. März 2023|Lesezeit: 8 min

Das Potenzial von alpiner Photovoltaik ist riesig. Der Leiter PV-Kraftwerke von CKW erklärt, weshalb dies die Winterstromlücke reduzieren kann, wie die Strategie von CKW aussieht und warum sich für ihn persönlich ein Kreis schliesst. 

Text: Simon Eberhard|Bilder: Matthias Jurt

Die Schweiz diskutiert derzeit den Bau von Photovoltaikanlagen in alpinen Gebieten. Was sind deren Vorteile? 

PV-Anlagen im Alpinraum liegen über der Nebeldecke und profitieren deshalb von mehr Sonnentagen. Da Wärme zudem den Wirkungsgrad einer Anlage reduziert, sind die kühlen Temperaturen in höheren Lagen ein weiterer Vorteil. Ausserdem besteht durch den reflektierenden Schnee eine höhere Einstrahlung.

 

Umweltverbände kritisieren Pläne für Solaranlagen in alpinen Gebieten und fordern, erstmal das PV-Potenzial von Hausdächern oder Parkplätzen zu erschliessen. Was ist die Haltung von CKW?

Wir wollen das eine tun und das andere nicht lassen. Um den steigenden Strombedarf zu decken, gilt es, alle Potenziale zu nutzen – also Industrieflächen und Dächer auf der einen Seite, das Potenzial im Alpinraum auf der anderen Seite. Das nutzbare Potenzial von alpiner PV in der Schweiz beträgt rund 38 Terawattstunden pro Jahr. Zum Vergleich: Das Kernkraftwerk Leibstadt produziert heute jährlich knapp 10 Terawattstunden. Alpine PV ist insbesondere sehr wertvoll, weil sie im Winter rund viermal mehr Strom produzieren kann als Anlagen in tiefer gelegenen Gebieten.

 

Das heisst, sie kann die drohende Winterstromlücke schliessen? 

Sie ist ein wichtiges Puzzleteil, um die Winterstromlücke zu reduzieren. Um sie ganz zu schliessen, braucht es jedoch alle Technologien, also auch Windkraft, Wasserkraft, Geothermie, Biomasse und Wärme-Kraft-Kopplung.  

«PV in den Alpen produziert im Winter rund viermal mehr Strom als in tiefer gelegenen Gebieten.»
 Andelko Suker, Leiter PV-Kraftwerke CKW 

Wie sehen die Pläne von CKW aus für alpine Photovoltaikanlagen?

Die Strategie sieht vor, in den nächsten Jahren im Alpinraum 600 MWp Leistung zu installieren. Dies bedeutet, dass wir etwa 10 bis 15 Photovoltaikanlagen in alpinen Gebieten planen. Im Fokus stehen dabei vor allem Gebiete, die ohnehin schon belastet sind, beispielsweise durch Skipisten oder Standorte in der Nähe von Staumauern.

 

Was sind dabei die grössten Herausforderungen?

Die Schneemengen erschweren den Bau und Unterhalt einer Anlage in alpinen Gebieten. So verfügen wir nur über eine relativ kurze Periode während der Sommermonate, um solche Arbeiten durchzuführen. Auch kann je nach Standort der Weg zur Anlage anspruchsvoll sein, beispielsweise wenn keine gut ausgebaute Strasse besteht.

 

Wie begegnen Sie diesen Umständen?

Für die Nutzung des Projektperimeters ist es unerlässlich, die winterlichen Wetterbedingungen am Standort gut zu kennen, beispielsweise mögliche Lawinenabgänge und Schneeverfrachtungen.

 

Was passiert mit einer Anlage, wenn sie nach einigen Jahrzehnten ausgedient hat? Drohen dann Schäden in der Natur?

Die Vorgabe für den Bau von Photovoltaikanlagen in alpinen Gebieten lautet, dass wir in der Lage sind, an einem Standort nach dem Rückbau einer Anlage die Ausgangssituation wiederherzustellen. Laut unseren Berechnungen funktioniert eine Anlage nach 30 Jahren noch mit ungefähr 80 Prozent der ursprünglichen Leistung. Dann wird entschieden, ob die Anlage weiter in Betrieb bleibt oder ob ein sogenanntes Repowering stattfindet: dass also die Anlage mit neuen Modulen ausgestattet wird und so weitere 30 Jahre Strom produzieren kann.

 

Welche politischen Rahmenbedingungen müssen gegeben sein für den Bau solcher Anlagen?

Unsere Erfahrung aus der Wasser- und Windkraft zeigt, dass es viele Jahre dauert, eine solche Anlage zu bauen. Im vergangenen Jahr hat sich auf politischer Ebene einiges bewegt. Das Parlament hat im letzten Herbst eine dringliche Vorlage verabschiedet, damit alpine PV-Projekte erleichtert bewilligt werden können. Das sind positive Zeichen. Allerdings ist die Vorlage bis 2025 befristet. Wichtig ist deshalb, dass die Politik zusätzlich eine langfristig gute Lösung schafft und insbesondere die eigentlichen Verfahren beschleunigt werden.

 

Der Photovoltaikmarkt boomt. Finden Sie überhaupt genügend Fachleute, um Ihre Projekte umzusetzen?

In der jetzigen Phase der Projektentwicklung darf ich auf ein grosses Knowhow in meinem Team zählen. Wenn es in die Bauphase im Alpinraum geht, da fehlt uns tatsächlich noch die Erfahrung, da das etwas komplett Neues ist. So geht es auch den anderen Unternehmen, die ähnliche Projekte entwickeln. Wir leisten also gewissermassen Pionierarbeit. Glücklicherweise verfügen wir innerhalb von CKW über viele Experten im Bereich Solarenergie.

 

Wie gehen Sie diese Aufgabe an?

Wir sind nicht allein. Auch andere Unternehmen planen ähnliche Projekte. Wir tauschen uns aus und greifen auch auf das Fachwissen aus anderen Branchen zurück, beispielsweise aus Projekten mit Lawinenverbauungen und der Lawinenforschung. Die Aufgabe ist anspruchsvoll, aber auch sehr spannend.  

 

Sie sind seit vergangenem September in dieser Funktion, nachdem Sie für den deutschen Versorger E.ON im Stromhandel und in der Standortentwicklung und danach bei CKW in der Informatik tätig waren. Was reizt Sie besonders an Ihrer neuen Aufgabe?

Sie bietet mir die Chance, Projekte umzusetzen, die ich damals als Student berechnet habe. Damals war der Rahmen dafür noch nicht gegeben. Heute hingegen, 20 Jahre später, sind wir in der Lage, sie zu realisieren. Ich darf dabei auf ein junges, engagiertes Team zählen, das wie ich überzeugt ist von der Sinnhaftigkeit unserer Arbeit. Wir ziehen alle am selben Strang. Das motiviert und spornt mich an.

Zur Person

Andelko Suker (46) studierte Erneuerbare Energien an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin und absolvierte einen MBA-Abschluss an der Warwick Business School. Seit 2014 arbeitet er bei CKW, zunächst im Portfoliomanagement und als Leiter Energy Trading & Risk Management IT, seit September 2022 als Leiter PV-Kraftwerke. Zuvor war er acht Jahre beim deutschen Energieversorger E.ON im Bereich Stromhandel und Standortentwicklung tätig. Andelko Suker ist verheiratet und hat drei Kinder.

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