Die Datenforscherin 

27. Juni 2023|Lesezeit: 4 min

Riesige Datenmengen zu analysieren und in greifbare Erkenntnisse zu überführen, ist ein Teil von Angela Steffens Arbeit. Sie umfasst jedoch nicht nur trockene Zahlenbeigerei, sondern erfordert auch Kreativität und Fantasie. 

Text: Simon Eberhard|Bilder: Matthias Jurt

Knapp eine halbe Kilowattstunde tiefer ist im CKW-Versorgungsgebiet der Stromverbrauch pro Haushalt und Tag, wenn die Aussentemperatur um 1 Grad wärmer wird. Diese Erkenntnis stammt aus Verbrauchsdaten von Smart Metern.  

10 Millionen Daten pro Tag 

Diese sogenannten «Open Data» stellt CKW auf ihrer Website der Öffentlichkeit zur Verfügung – als erstes Energieversorgungsunternehmen in der Schweiz. Möglich ist dies, weil CKW mit dem Rollout, also der flächendeckenden Installation der Smart Meter (s. Box), schon weit fortgeschritten ist. 

Die Datenmenge ist beeindruckend: Aktuell publiziert und analysiert CKW die Daten von rund 110’000 Zählpunkten mit 96 Beobachtungen pro Tag. Das sind also über 10 Millionen Daten pro Tag oder rund 3 Milliarden pro Jahr. Diese Daten sind in anonymisierter Form öffentlich zugänglich und werden beispielsweise von Datenjournalisten oder vom Bund und von Hochschulen genutzt.  

Aus persönlichem Interesse ins Thema reingerutscht 

Bei CKW beschäftigt sich unter anderem Angela Steffen mit Open Data. Im Marketing von CKW ist sie für Marktforschung, Kundenzufriedenheitsmessungen und User Research verantwortlich. «In das Thema Open Data bin ich eher zufällig reingerutscht», erzählt die Volkswirtschafterin mit Doktorat in Verhaltensökonomie.  

«Durch meinen quantitativen Forschungshintergrund habe ich mich sehr für das Thema interessiert.» So hat sie sich mit der Software Python vertraut gemacht, die CKW für diese Analysen einsetzt. «Zunächst in meiner Freizeit, aus reinem Spass.» 

Computerbildschirm, auf dem eine Grafik zu sehen ist.

Mithilfe der Software Python visualisiert Angela Steffen die Smart Meter-Verbrauchsdaten und erstellt daraus Auswertungen. 

Fragestellungen selbst finden 

Inzwischen füllt die Analyse und Auswertung der Daten einen Teil von Angela Steffens Arbeitszeit. «Das Vorgehen ist explorativ, das heisst, wir suchen selbst nach Fragestellungen, die für CKW oder die Öffentlichkeit interessant sind.»  

Das Analysieren der Daten ist also gewissermassen eine Detektivarbeit. Und genau dieser Aspekt fasziniert sie besonders an ihrer Aufgabe: «Auf der einen Seite ist es eine sehr technische, analytische Tätigkeit – auf der anderen Seite ist aber auch die Kreativität gefragt.» 

«Unser Vorgehen ist explorativ: Wir suchen selbst nach interessanten
Fragestellungen.»

Angela Steffen

Senior Manager UX & CX

Anonymisierung bleibt immer gewährleistet 

Oberste Priorität hat dabei der Datenschutz. «Die Anonymisierung der Daten bleibt immer gewährleistet, deshalb bewegen sich unsere Analysen immer auf einer gewissen Flughöhe», so Angela Steffen. Heisst konkret: Ausgewertet werden nur diejenigen Daten, die auf Open Data für alle einsehbar sind – und anhand deren keine einzelnen Haushalte oder Unternehmen identifiziert werden können. 

Interdisziplinärer Austausch 

Neben dem Mix aus Analyse und Kreativität schätzt Angela Steffen die interdisziplinäre Zusammenarbeit. «Im CKW-Open-Data-Team arbeite ich mit Spezialistinnen und Spezialisten aus der Unternehmenskommunikation, IT und der Axpo-Gruppe zusammen», sagt sie. «Dabei lerne ich andere Denkmuster kennen.» 

Auch mit Personen ausserhalb von CKW ist ein Dialog entstanden: beispielsweise mit Datenjournalisten von SRF oder mit Masterstudierenden der Hochschule Luzern (HSLU) und der EPFL Lausanne, welche die Open Data von CKW für ihre Abschlussarbeiten in den Bereichen Data Science und Energy Engineering nutzen. «Es ist ein sehr spannender Austausch, der erst durch die offenen Daten möglich geworden ist.» 

Open Data

CKW stellt Smart-Meter-Daten der letzten Jahre zur Verfügung.

Smart Meter Solution

Intelligente Zähldatenerfassung: Fertig ablesen.