«Bei Ladestationen sind technische Innovationen nötig»
2. Juni 2020|Lesezeit: 12 min
Die neuartige Schnellladestation von CKW wird vom BFE unterstützt. Energieforschungspezialistin Karin Söderström vom BFE erklärt die Wichtigkeit des CKW-Projekts und gibt einen Einblick in das Pilot- und Demonstrationsprogramm des BFE.
Die neue Schnellladestation von CKW bezieht den Strom direkt aus der Oberleitung der Busse. Weshalb unterstützt das BFE diese innovative Lösung?
Wir fördern die Entwicklung und Erprobung von neuen Technologien und Lösungen – und gemäss unserer Kenntnis gibt es noch keine Ladestation dieser Art in der Schweiz. Die direkte Verbindung von der Oberleitung der Busse zur Ladestation ermöglicht Synergien bei der Nutzung. Diese könnten sowohl die Installations- als auch die Betriebskosten von Ladestationen senken.
Welche Ergebnisse erhoffen Sie sich von diesem?
Einerseits erwarten wir Antworten auf wirtschaftliche Fragen. Andererseits erhoffen wir uns Antworten auf der technischen Ebene, ob sich das vorgesehene Laden zum Beispiel auf die Lebensdauer der Batterie auswirkt. Fallen die Ergebnisse dieses Projekts so gut wie erwartet aus, könnte dies die Installation dieser Ladestation in städtischer Umgebung erleichtern. Dies würde Mietern zugutekommen, die nicht die Möglichkeit haben, ihr Elektroauto zu Hause aufzuladen.
Was muss ein Projekt überhaupt bieten, damit es vom Pilot- und Demonstrationsprogramm (P+D) des BFE unterstützt wird?
Das Programm unterstützt innovative Projekte in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Die Projekte befinden sich typischerweise in der Phase zwischen Forschung und Markt. Ziel der Unterstützung ist, neue Technologien schneller zur technologischen Reife zu bringen. Dadurch sollen sie einen wesentlichen Beitrag zur Energiestrategie der Schweiz leisten können.
Zudem generieren wir mit den Projektergebnisse neues Wissen über technischen und wirtschaftlichen Eigenschaften. Wichtige Kriterien für die Förderung von P+D-Projekten sind unter anderem ein hohes Anwendungspotenzial und ein hoher Innovationsgehalt. Ausserdem muss sich die neue Technologie vom Stand der Technik abheben und damit einen Mehrwert für die Allgemeinheit schaffen.
Sie arbeiten tagtäglich an innovativen Projekten und Ideen. Welche Innovationen zeichnen sich im Bereich der Elektromobilität ab?
Wir beobachten, dass die Elektrifizierung in der Mobilität immer schneller voranschreitet. Dabei dehnt sie sich vermehrt auf neue Einsatzgebiete aus, wie im Bereich der Nutzfahrzeuge, Baumaschinen oder auch der Schifffahrt. Hier scheint man die grössten technischen Herausforderungen gemeistert zu haben. Nun geht es darum, marktfähige Produkte zu entwickeln. Wie beim Projekt von CKW bleiben Ladestationen aber auch relevant. Denn es braucht weitere technische Entwicklungen. Zum Beispiel sollten die Schnellladungen mit den verfügbaren Kapazitäten des Verteilnetzes übereinstimmen.
«Grundsätzlich denken wir, dass vermehrt das «Gesamtsystem Mobilität» im Fokus der Entwicklungen stehen wird»
Karin Söderström
Fachspezialistin Energieforschung und Cleantech bei BFE
Mit welchen zusätzlichen Entwicklungen wird sich die Energiebranche künftig beschäftigen?
Sehr wichtig wird die Vernetzung der verschiedenen Sektoren sein. So nennt man beispielsweise die Kopplung der Elektromobilität mit dem Gebäudebereich. Das bringt viele technische Herausforderungen mit sich. Aber auch Fragen nach der intelligenten, systemdienlichen und vor allem wirtschaftlichen Verknüpfung. Es geht also beispielsweise darum, die tausenden von Batterien, die künftig in den Elektroautos verbaut sein werden, jederzeit sinnvoll zu nutzen. Man könnte sie etwa als Zwischenspeicher für erneuerbaren Strom verwenden.
Grundsätzlich denken wir, dass vermehrt das «Gesamtsystem Mobilität» im Fokus der Entwicklungen stehen wird. Auf dieser Ebene werden sich auch in Zukunft noch viele spannende Fragen stellen, beispielsweise ob und wie automatisiertes Fahren möglich sein wird.