Schnellladestation für ersten Elektro-Milchsammelwagen

17. Juli 2024|Lesezeit: 7 min

Der erste Elektro-Milchsammelwagen ist seit August 2023 in der Zentralschweiz unterwegs. Ökologisch und effizient bringt er die gesammelte Milch zur Emmi nach Dagmersellen. Für die Schnellladestation setzten die Verantwortlichen auf CKW. 

Text: Michael Frischkopf|Bilder: Matthias Jurt

Wir schreiben das Jahr 2022. Im Alter von 27 Jahren übernimmt Elias Zgraggen die Geschäftsführung der Zgraggen Transport AG in Schattdorf UR. Gleich zu Beginn muss das Unternehmen den in die Jahre gekommenen Milchsammellastwagen ersetzen – eine happige Investition. Der neue Chef fragt sich: Muss ein Milchsammellastwagen eigentlich mit Diesel betrieben werden? Aus ökologischer Sicht würde er ein Elektro-Lastwagen bevorzugen. Ökostrom wäre vorhanden: Das Mutterunternehmen produziert ihn auf dem Firmengelände auf einem Solardach und in einer Holzvergaseranlage. 

Milch mit E-Lastwagen einsammeln 

Das Unternehmen beginnt zu recherchieren. Nein, es gibt nirgends einen Elektro-Milchsammelwagen. Aber die Firma Designwerk hat Spezialisten, die einen solchen herstellen könnten. Schritt für Schritt tastet sich Elias Zgraggen vor. Er optimiert Routen und gefahrene Kilometer. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen wäre eine hohe Nutzlast perfekt. Doch die schweren Batterien drücken aufs Gesamtgewicht des Elektro-Lastwagens. Und weniger Batterien bedeuten weniger Reichweite. Liesse sich da nicht etwas machen, etwa mit einer zusätzlichen Ladestation im Sammelgebiet? Milch oder Batterien?

Starkes Quartett für umweltschonenden Transport

Das Unternehmen entscheidet sich für die Milch. Und damit kommen ZMP, Emmi und CKW ins Spiel. Mit seiner Idee wendet sich Elias Zgraggen an die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), in deren Auftrag die Zgraggen Transport AG arbeitet. Dort stösst er auf offene Ohren. Denn für André Bernet, verantwortlich für den Bereich Milchvermarktung und Dienstleistungen, ist es wichtig, dass auch der Transport der Milch die Umwelt so wenig wie möglich belastet. 

Platz und Feuchtigkeit sind die Herausforderungen

Doch die Zentralschweizer Kühe sind fleissig. Bei der Abladestation von Emmi in Dagmersellen bringen täglich 50 Lastwagen Milch zur Weiterverarbeitung. Zu Stosszeiten ist die Warteschlange lang. Es ist eng und nass, denn aus Hygienegründen spülen die Fahrer die Milchsammellastwagen noch vor Ort mit Wasser aus. Keineswegs ideal, um eine Schnellladestation zu bauen und später sicher zu betreiben.

«Mit CKW haben wir bereits an anderen Standorten Ladestationen gebaut und sehr gute Erfahrungen gemacht.»

Jason Walker

Teamleiter Elektro und Automation Emmen

Die Wahl der richtigen Partnerin für die Schnellladestation 

Für Jason Walker, Teamleiter Elektro und Automation bei Emmi am Standort in Dagmersellen, jedoch genau die richtige Herausforderung. Und auch Emmi selbst begrüsste das innovative Unterfangen sehr, da das Unternehmen sehr viel in nachhaltige Lösungen investiert. Doch wie konzipiert man eine Schnellladestation, während links und rechts Lastwagen Milch abpumpen? Und mit welchem Partner soll die Ladestation gebaut werden? Jason Walker entscheidet sich für CKW, weil Emmi mit CKW bereits an anderen Standorten Ladestationen gebaut und dabei fachlich und menschlich sehr gute Erfahrungen gemacht hat.

Gute Ideen sind gefragt

Schliesslich ist es an CKW, die gesamte Ladeinfrastruktur – Ladestation, Sockel, Kabel und Trassen für die Erschliessung sowie Lastmanagement – zu installieren. Mirjam Troxler, Produktmanagerin E-Mobilität, führt die passende Schnellladestation im Portfolio: eine EVTEC ristretto & charge, die mit einer maximalen Leistung von 384 kW lädt. Für Elias Zgraggen bedeutet dies: Sein Elektro-Lastwagen kann in einer halben Stunde zwischen 75 und 125 Kilometer laden. Bruno Zuljevic, Projektleiter E-Mobilität, leitet das Spezialprojekt, und er ist gezwungen zu improvisieren. Er konstruiert eigenhändig einen Sockel, damit die Ladestation auf dem unebenen Boden einen festen Stand hat.

Erfolgreicher Projektabschluss

Jonas Woodtli, Leiter des CKW-Standorts in Nebikon, erinnert sich an wenige Nachmittage, die ihm und seinem Team für die Erschliessung zur Verfügung stehen. Die eng getakteten Zeitfenster gleicht er mit viel Personal aus, das die schweren Zuleitungskabel auf die Ladestation zieht. Eine Idee, viele helfende Hände Etwa drei Jahre sind vergangen, seit Elias Zgraggen überlegt hat, ob der neue Milchsammelwagen mit Strom angetrieben sein könnte. Er betrat Neuland, das Risiko zu scheitern war real. Doch seit August 2023 steht die Ladestation in Dagmersellen, und der Elektro-Lastwagen aus dem Urnerland fährt und sammelt Milch ein. Flüsterleise. 

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